Menschgerechter Wohnungsbau  

Der Ring Deutscher Siedler, entstanden nach dem II. Weltkrieg (1948), wurde aus der Erkenntnis heraus gegründet, das familiengerechte Heim mit seinem Garten ist die notwendige Sicherung für Leben, Gesundheit und Freiheit.

Aus dieser Aussage unseres Gründers, Siedlervaters und langjährigen Vorsitzenden Dr. Nikolaus Ehlen, wird deutlich, dem RDS geht es nicht um das familiengerechte Heim um seiner selbst, sondern um des Menschen und der Ordnung und der Gerechtigkeit in der Gesellschaft willen. Es geht um den Menschen. Es geht darum, dass Wohnungs- und Städtebau nach dem Wesen des Menschen ausgerichtet werden. Es geht um die Familie, es geht darum, dass so gebaut wird wie sie es braucht. Die Familie kann sich nicht entwickeln und nicht gesund heran wachsen, wenn der notwendige Lebensraum fehlt. Wenn die Familien aber nicht gesund sind, kann auch die Gesellschaft nicht gesund sein.

Nikolaus Ehlen hat das familiengerechte Heim vom Wesen des Menschen aus begründet. Sein in die Tiefe gehendes Denken war auf den Menschen und die Familie ausgerichtet. In Wort und Schrift hat er immer wieder auf die Einheit von Körper und Geist hingewiesen. Der Mensch braucht zum Leben die Erde sowie die Dinge dieser Erde. Die Familie aber braucht ein familiengerechtes Heim. Nikolaus Ehlen hat es so formuliert: „Das Entscheidende und die Grundlage für die biologische und auch moralische Gesundheit der Familie ist der notwendige Lebensraum, ist das Heim mit Garten. Das Heim mit Garten ist die richtige Hülle für eine so wichtige Sache wie es die Familie ist."

Eigenheime mit Verbindung zur Natur  

Zum notwendigen Lebensraum für die Familie gehört neben dem Heim der Garten, die Verbindung mit der Natur und die unmittelbare Verbindung mit dem Lebendigen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die gesunde Entwicklung von Körper und Geist. Der Boden, der Garten hat aber auch noch eine andere fundamentale Bedeutung. Freiheit und freiheitliche Ordnung werden letztlich nur Bestand haben können, wenn die Menschen zumindest eine gewisse Unabhängigkeit besitzen. Diese Unabhängigkeit vermittelt aber nur der Boden über den wir verfügen, auf dem wir ein Heim errichten können und der uns Nahrung und Kleidung gibt. Dies hat der Dichter Ezard Schaper treffend so ausgedrückt: "Bodenbesitz, so sehr er auch geschmälert werden kann, ist krisenfester als alle bürgerliche Freiheit!" Anders ausgedrückt, unsere freiheitliche Ordnung ist mit mehr oder weniger abhängigen und in Massenquartieren wohnenden Menschen nicht gesichert.

Es wurden aber viel zu wenig familiengerechte Heime gebaut. Der in der Vergangenheit in weiten Bereichen praktizierte hochgeschossige Wohnungsbau und der verdichtete Städtebau ist an den Wünschen und Bedürfnissen des Menschen vorbei gegangen und hat ihn zum Stadtgeschädigten und Verhaltensgestörten gemacht. Unsere Städte sind nicht mehr Orte der Begegnung und Orte des menschlichen Miteinanders. Viele der sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Probleme sind eine Folge dieser Dichteschäden beim Menschen. Ein Beweis dafür, dass es sich nicht lohnt am Menschen vorbei zu planen und zu bauen.

Erschwinglicher Boden für Familien  

Den Wunsch nach einem Familienheim können viele Familien aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen. Nikolaus Ehlen hat uns hierzu einen in der Praxis erprobten Weg gewiesen, die Gemeinschaftsselbsthilfe, die Selbsthilfe innerhalb einer Gemeinschaft. Gemeinschaftsselbsthilfe heißt, in organisierter Gruppenselbsthilfe hilft einer dem anderen und alle helfen sich gemeinsam. "Einigkeit macht stark" und in der Gemeinschaft kann jeder mit bauen. In der Gemeinschaft Gleichgesinnter kann jeder der bereit ist mit anzupacken, sich ein eigenes Heim bauen.

Dr. Nikolaus Ehlen hat uns die Lösung der Bodenfrage als Erbe und Aufgabe hinterlassen. Er hatte klar erkannt, ohne eine sozialgerechte Lösung der Bodenfrage wird das familiengerechte Heim für die Normalfamilie auf der Strecke bleiben. Die Entwicklung hat Dr. Nikolaus Ehlen Recht gegeben, der Wohnungs- und Städtebau wurde trotz gutgemeinter Gesetze und Verordnungen von der Bodenspekulation geformt. Praktiziert wurde in weiten Bereichen der verdichtete Städtebau und hochgeschossige Wohnungsbau.

Bei uns kann mit Boden spekuliert werden. Grundstücke für Familienheime für normalverdienende Familien sind, wenn überhaupt, nur zu überzogenen Preisen zu haben. Die spekulativ steigenden Grundstückspreise sind für diese Familien wie eine Bodensperre, sie lassen diese Familien nicht an den Boden heran kommen. Obwohl der Boden keine Produktionskosten hat, kann mit ihm Wucher getrieben werden. Unser Bodenrecht lässt die leistungslose Bereicherung zu, die auf Kosten der Allgemeinheit geht. Die Bodenspekulation ist ein preistreibendes Element und war schon immer eine hart greifende Bremse für das Bauen von familiengerechten Heimen, wie für alle wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Tätigkeiten. Mit der Rechtsordnung beim Boden wird das Ordnungsgefüge in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend mitbestimmt. Der RDS hat von Beginn an auf diese, nicht nur für das Bauen, sondern für das Zusammenleben so grundlegende Frage hingewiesen und Vorschläge für eine Lösung der Bodenfrage unterbreitet. Es wäre uns viel an sozialen- und wirtschaftlichen Problemen erspart geblieben, wenn die Bodenfrage von den Verantwortlichen ernsthaft angefasst und gelöst worden wäre. Die Bodenfrage muss gelöst werden, sonst lösen wir letztlich überhaupt nichts.

Nachbarschaft und Naturverbundenheit  

Das Miteinander in wohlverstandene Nachbarschaft hat im RDS hohen Rang. Sie ist ein hohes Gut. »Kein Mensch ist so reich, dass er keinen guten Nachbarn braucht.«

Der RDS ist seit seinem Bestehen für den naturgemäßen Gartenbau eingetreten. Diese Frage haben wir sehr ernst genommen, obwohl wir uns dadurch finanziell geschadet haben. Wir bekamen deshalb keine oder weniger Inserate für unsere Verbandszeitschrift. Aber das hat uns nicht abhalten diesen Weg konsequent zu vertreten. Heute wird immer mehr erkannt, dass dieser Weg richtig ist. Nur auf diesem Wege werden wir den Teufelskreis der Bodenvergiftung und Verseuchung umkehren können. Auch das gesunde Bauen und Wohnen hat bei uns hohen Rang.

Das Ordnungsdenken war und ist Grundlage des RDS und hat bis heute unsere Arbeit bestimmt. Nikolaus Ehlen und die Mitgründer des RDS waren weitblickend in der Zielrichtung. Diese Zielrichtung und Aufgabenstellung ist verpflichtendes Erbe.

Die uns von den Gründern vorgegebene Aufgabenstellung, den Familien zu einem Heim mit Garten zu verhelfen, das menschliche und nachbarschaftliche Miteinander zu pflegen, für eine naturgemäße Gartenbearbeitung einzutreten und auf die notwendige Lösung der Bodenfrage zu drängen, ist nach wie vor hoch aktuell.


»Wer ein Heim hat, helfe dem der keines hat.«

(Dr. Nikolaus Ehlen)